Chronik rechter Gewalt.

Die Grundlage der bayernweiten Chronik bilden Vorfallsmeldungen, Mitteilungen verschiedener Kooperationspartner, sowie eine regelmäßige Auswertung von Zeitungen, Polizeimeldungen und Internetquellen. Darüber hinaus finden auch Vorfallsschilderungen von Beratungsnehmer*innen hier Platz, sollte das gewünscht sein.

Die Chronik ist unvollständig. Sie enthält lediglich die Vorfälle rechter Gewalt in Bayern, die B.U.D. bekannt wurden. Grundsätzlich gelten für die Chronik die gleichen Erfassungskriterien wie für die Statistik, die B.U.D. führt. Darüber hinaus können auch Beschimpfungen, Schmierereien und einfache Sachbeschädigungen Eingang in die Chronik von B.U.D. finden, wenn von einer rechten Tatmotivation auszugehen ist und eine bestimmte Entwicklung rechter Strukturen dadurch deutlich wird.

Vorfälle rechter Gewalt, bei denen die Betroffenen eine Veröffentlichung nicht wünschen, werden in dieser Chronik auch nicht öffentlich gemacht. In unserer Jahresstatistik werden hingegen alle erfassten Fälle rechter Gewalt einfließen.

Neben der bayernweiten Chronik von B.U.D. findet sich unter www.muenchen-chronik.de eine dezidierte Sammlung aller in München bekannt gewordener Vorfälle rechter Angriffe, Aktivitäten und Diskriminierungen. Bei der München-Chronik handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der FIRM, a.i.d.a. und BEFORE. Darüber hinaus gibt es ein bayernweites Monitoring von antisemitischen Vorfällen durch RIAS Bayern. Die entsprechende Chronik von RIAS Bayern findet sich hier.

Hinweis: Die Chronik versucht keinen zeitlich chronologischen Überblick zu geben, da es oftmals mehrere Monate oder gar Jahre dauert, bis uns bestimmte Vorfälle rechter Gewalt bekannt werden. Daher ist die Chronik nach Einstelldatum sortiert. Im jeweiligen Chroniktext selbst steht jedoch das entsprechende Vorfallsdatum. Hierdurch wird deutlich, wie lange es manchmal dauert, bis wir von einzelnen Vorfällen erfahren.

Rassistische Beleidigung und Angriff im Zug

Am 10.08.2024 wurden drei geflüchtete Menschen im RE1 zwischen München und Nürnberg von einer sechsköpfigen Gruppe von Radfahrern zuerst rassistisch beleidigt und anschließend angegriffen. Dabei wurde den Betroffenen mit den Fahrrädern gegen ihre Schienbeine gestoßen. Alle Beteiligten standen laut Polizeiangaben unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.

Quelle:

https://www.aida-archiv.de/chronologie/10-august-2024/

Queer-feindliche Bedrohung auf Fahrradreise

Am Abend des 23.07.2024 hielten sich zwei queere Personen, die sich auf einer Fahrradreise befanden, auf einem Spielplatz auf, um dort ihr Abendessen zuzubereiten. Drei junge Männer kamen hinzu, alberten herum und verließen den Spielplatz wieder. Ca. 15 Minuten später kehrten sie zurück, kamen direkt auf die zwei Personen zu und fragten diese, ob sie zusammen seien. Als die beiden das bejahten zeigten die drei Männer auf eine Regenbogenflagge an der Lenkertasche und holten ein Holzkreuz hervor. Sie fragten, ob die beiden Personen an Gott glaubten und sagten ihnen, dass eine queere Beziehung „nicht richtig sei, sowas hier nicht erwünscht sei und es hier nicht geben würde“. Einer der drei Männer filmte die ganze Situation auf seinem Handy. Als die Männer wieder nach einer Weile gegangen waren, fuhren die beiden Personen nachts in den nächsten Ort, aus Angst, dass sich der Vorfall wiederholen könnte.

Quelle:

Betroffene

Personengruppe greift Angestellte einer Bar an – einer von ihnen zeigt den Hitlergruß

Nachdem drei befreundete Personen in der Nacht vom 08.09.2024 eine in einer Bar angestellte Person körperlich angingen, sollte die Gruppe von einem Security Mitarbeiter nach draußen begleitet werden. In Folge schlug einer der Täter in Richtung der Angestellten, die glücklicherweise unverletzt blieb. Während die Polizei, die bereits aufgrund einer anderen Auseinandersetzung vor Ort war, den Sachverhalt aufnahm, wurde ein weiterer Angestellter durch die Personengruppe bedroht. Eine Person aus der Gruppe der Angreifer zeigte den Hitlergruß.

Gegen die Beteiligten wurden mehrere Anzeigen, u.a. wegen versuchter Körperverletzung, Bedrohung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, erstattet.

Quelle:

Polizeimeldung vom 08.09.2024 – https://www.polizei.bayern.de/

Unbekannter ruft nachts „Sieg Heil“ und zeigt den Hitlergruß

In den frühen Morgenstunden des 28.08.2024 hielt ein Unbekannter die Bewohner*innen der Kaiserstraße wach, als er grundlos lauthals schrie. Nachdem ihn Anwohner*innen darum baten, sich ruhiger zu verhalten, rief er rassistische Äußerungen. Beim Eintreffen der hinzugerufenen Polizei schrie er „Sieg Heil“ und zeigte den Hitlergruß. Die Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Beleidigung wurden eingeleitet.

Quelle:

rosenheim24 – OVB24 – https://www.rosenheim24.de/

Rassistisches Gesänge bei Treffen einer verschwörungsideologischen Demonstration

Seit einigen Monaten findet wöchentlich mittwochs im Salingarten in Rosenheim eine Demo mit verschwörungsideologischen Inhalten statt. Am 21.08.2024 sollen Teilnehmende dieser Szene im Rahmen einer „Mahnwache“ das Lied „L‘amour Toujours“ von Gigi D’Agostino abgespielt und den Liedtext zu rassistischen Parolen umgedichtet haben. Bereits im Juni 2024 sei es bei der gleichen Veranstaltung zum Abspielen des genannten Liedes und ebenfalls rassistischen Äußerungen gekommen sein.

Spätestens seit dem Pfingstabend in der „Pony“-Bar auf Sylt, gilt das Lied in der rechten Szene als Erkennungscode.

Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd bestätigte laufende Ermittlungen zu den genannten Vorfällen. Es werden weiterhin Zeug*innenbeobachtungen aufgenommen.

Quelle:

OVB Heimatzeitungen – https://www.ovb-heimatzeitungen.de/

Rassistische Beleidigung eines Unfallbeteiligten durch einen Zeugen

In den Abendstunden des 17.10.2022 ereignete sich in Krumbach ein Verkehrsunfall. In Folge trat ein völlig unbeteiligter Zeuge hinzu und begann eine der verunfallten Personen massiv rassistisch zu beleidigen.

Ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung mündete im März 2023 in eine Gerichtsverhandlung am Amtsgericht Günzburg. Das Verfahren gegen den Täter wurde gegen Zahlung einer Geldauflage (1.500 Euro) an den Verein Diabetes Kinder Ulm e.V. eingestellt, da die Erfüllung der Auflage geeignet sei, „das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung zu beseitigen“.

Quelle:

Allgäu rechtsaußen – https://allgaeu-rechtsaussen.de/2023/05/26/krumbach-gericht-verordnet-spende-an-diabetes-verein-fuer-rassistische-beleidigungen/

Queerfeindlich motivierter Angriff auf eine Person aufgrund lackierter Fingernägel

In der Nacht vom 01.07.-02.07.2024 kam es gegen 2 Uhr morgens in der Färberstraße zu einem Zusammentreffen zwischen zwei Personen. Der Täter begann eine Diskussion über die gefärbten Fingernägel der Person und zog anschließend ein Messer, mit welchem er die Person unvermittelt verletzte. Anschließend flüchtete der Täter, bis er von Polizeibeamt*innen in der Nähe des Tatortes gefasst werden konnte. Die geschädigte Person musste vom Rettungsdienst versorgt werden.

Hinweis: Die community basierte LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt „STRONG!“ berät – ebenso wie B.U.D. Bayern – LGBTQIA*-Zugehörige, Angehörige, Zeug*innen oder Fachkräfte, die direkt oder indirekt von queerfeindlichen Angriffen betroffen sind. Kontaktmöglichkeit: 0800 / 00 112 03

Quellen:

– Verlag Nürnberger Presse
https://www.nordbayern.de/franken/nuernberg/polizeibericht/weil-er-lackierte-fingernagel-hatte-mann-in-nurnberger-innenstadt-mit-messer-attackiert-1.14324081

– Strong! LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt
https://strong-community.de/

Extrem rechte E-Mail mit Drohungen

Der Initiativkreis Migration Rosenheim hat am 10. September nach einer öffentlichen Aktion zum Deutschen Landkreistag eine E-Mail mit extrem rechten Inhalten bekommen, in der sie massiv beleidigt und bedroht werden.

Zum Hintergrund: Im Kloster Seeon fand am 9. und 10. September die Jahrestagung des Deutschen Landkreistages statt, bei der sich Landrät*innen aus ganz Deutschland treffen. Dabei wurde unter anderem auch das Thema Migrationspolitik besprochen, bei dem Ministerpräsident Söder auf eine deutliche Reduzierung der Zuwanderung und Zurückweisungen an den Grenzen drängte.

Vor dem Tagungsort protestierten mehrere Bürgerinitiativen gegen geplante Geflüchtetenunterkünfte in ihren Gemeinden. Unter anderem die Bürgerinitiative „Rott rotiert“ aus Rott am Inn. Im rund 4000 Einwohner Ort ist eine Erstaufnahmeeinrichtung für 500 Geflüchtete geplant. Laut der Initiative sei das zu viel für den Ort. Der Initiativkreis Migration Rosenheim hatte unter dem Motto „Herz statt Hetze“ zu einer Gegendemo aufgerufen. Sie warnen vor zu schrillen Tönen in der Migrationsdebatte und möchten ein Zeichen für Vielfalt und gegen Hetze setzen.

Quellen:

– Betroffene

https://www.br.de/