Rechte Morde in Bayern

Gedenken an Franziska O.

Gedenken an Franziska O.

Wir erinnern an Franziska O. Das 12-jährige Mädchen wurde am 15.02.2014 von einem Neonazi entführt und in der Nacht zum 16.02.2014 in Neuburg an der Donau ermordet.

Der Täter, ein damals 26-Jähriger, war bereits wegen Sexualdelikten und Kinderpornographie vorbestraft. In sozialen Medien zeigte er deutlich seine rechte, frauenverachtende und gewalttätige Einstellung und war mit Neonazi-Gruppierungen vernetzt.

Am 11. Mai 2015 wurde er wegen Mordes und schwerer Vergewaltigung an Franziska O. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Eine Pressemitteilung der Ermittlungsbehörden kurz nach der Tat enthielt keine Hinweise auf den politischen Hintergrund des Mörders. Bis heute wird der Mord an Franziska O. in Bayern nicht offiziell als rechter Mord anerkannt.

Beim AIDA-Archiv gibt es einen ausführlichen Artikel über die Tat:
https://www.aida-archiv.de/chronologie/16-februar-2014/

Gedenken an Franziska O.

Anschlag auf die Diskothek „Liverpool“

Wir erinnern an den Anschlag auf die Diskothek „Liverpool“, der am 07.01.1984 in München verübt wurde. Insgesamt wurden 8 Menschen verletzt. Corinna Tartarotti, eine Barangestellte, erlag drei Monate später ihren schweren Verletzungen. Sie starb am 27.04.1984 in München.

Die Polizei ermittelte zunächst im so genannten „Zuhältermilieu“ und zog die Möglichkeit eines rechten Anschlags nicht in Betracht. Erst als wenige Tage später ein Bekennerschreiben bei einer Mailänder Nachrichtenagentur einging, nahmen sie Ermittlungen gegen die Täter auf. Dabei verharmlosten sie jedoch weiterhin den politischen Hintergrund des Anschlags.
Verübt wurde die Tat von der neonazistischen „Gruppe Ludwig“, die zwischen 1977 und 1984 mindestens 15 Menschen in Italien und Deutschland ermordete.

Seither ist der Anschlag für die Stadt München weitgehend in Vergessenheit geraten. Kein Denkmal erinnert an Corinna Tartarotti und die weiteren Betroffenen. Allerdings organisieren zivilgesellschaftliche Initiativen und Gruppen das Gedenken an den Brandanschlag. Insbesondere die Antisexistische Aktion München arbeitet seit Jahren daran, dass der rechtsterroristische Anschlag nicht in Vergessenheit gerät und stellt auf ihrem Blog viele Infos über den Anschlag zur Verfügung: https://asam.noblogs.org/

Zum 40. Jahrestag des Anschlags hat die Stadt München nun das Gedenken übernommen – ein wichtiger Schritt, den auch die Antisexistische Aktion München explizit begrüßt.

Gedenken an Franziska O.

Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke

Wir erinnern an den Doppelmord an dem Rabbiner und Verleger Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke, der am 19.12.1980 in ihrem Wohnhaus in Erlangen von einem Mitglied der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ verübt wurde.



Die Ermittlungen in dem Fall fokussierten sich zunächst auf angebliche kriminelle Machenschaften des ermordeten Shlomo Lewin und dessen Umfeld. Dabei gab es starke Beweise dafür, dass das Paar von Anhängern der neonazistischen Vereinigung „Wehrsportgruppe Hoffmann“ ermordet wurde.

Bis heute ist die Tat nicht völlig aufgeklärt. Die Ermittlungen führten schließlich zur „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Am Ende des 186-tägigen Prozesses galt ein zu diesem Zeitpunkt verstorbenes Mitglied der WSG als Einzeltäter. Beweise für eine Mittäter*innenschaft des Gründers der Wehrsportgruppe sowie seiner Lebensgefährtin wurden durch das Gericht nicht ernstgenommen.

Das antisemitische Motiv der Morde wurde völlig verkannt. Sowohl die Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft als auch die polizeilichen Ermittlungen im Umfeld der Ermordeten waren von antisemitischen Stereotypen geprägt.

Diese antisemitischen Morde und ihr rechtsterroristischer Hintergrund dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Der Einsatz von Shlomo Lewin und Frida Poeschke für jüdisches Leben, gegen Neonazis und Antisemitismus dürfen nicht in Vergessenheit geraten.


In Erlangen findet am 19.12.2024 eine Gedenkdemonstration der Initiative Kritisches Gedenken statt.

Gedenkdemonstration
19.12.2024 – 17:00 Uhr
Ecke Hauptstraße/Südliche Stadtmauerstraße

Im Anschluss an den Demonstrationszug ist die Kellerbühne des E-Werks zum Aufwärmen und für Austausch geöffnet.

Weitere Informationen gibt es unter https://kritischesgedenken.de/



Gedenken an Franziska O.

Brandanschlag Schwandorf

Wir erinnern an den rechten Brandanschlag in Schwandorf, der am 17.12.1988 verübt wurde. Dabei starben Fatma Can, Osman Can, Mehmet Can und Jürgen Hübener. Insgesamt wurden 12 Bewohner*innen zum Teil schwer verletzt.

Der 19-jährige Täter war zum Tatzeitpunkt Mitglied der offen neonazistischen Gruppe „Nationalistische Front“ und wurde vom Landgericht Amberg zu zwölfeinhalb Jahren Haft wegen besonders schwerer Brandstiftung verurteilt. Mitte 2001 wurde er entlassen.

Während seiner Haftstrafe wurde er von der rechten „Hilfsorganisation für nationale Gefangene und ihre Angehörigen“ betreut, die inzwischen verboten ist. Diese Organisation sorgte in erster Linie dafür, dass Täter*innen während ihrer Haftstrafe den engen Bezug zur rechten Szene nicht verlieren. Bekannte Mitglieder waren unter anderem auch Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aus dem Kerntrio des NSU.

Lange Zeit fand der rechte Anschlag keinen Eingang in das offizielle Gedächtnis der Stadt Schwandorf. Eine 2007 eingerichtete Gedenktafel wurde von Unbekannten heruntergerissen. Erst 21 Jahre nach der Tat wurde erstmals offiziell eine Gedenkstunde abgehalten.

Seit 2016 erinnert ein Gedenkstein an den rechten Brandanschlag und die Ermordeten. Jedes Jahr findet ein von der Stadt und zivilgesellschaftlichen Initiativen eingeführtes Gedenken dort statt.

Gedenken an Franziska O.

Gedenken an Zygmunt R.

Wir erinnern an Zygmunt R., der am 27.11.2002 in Altdorf bei Nürnberg auf einer Parkbank angezündet wurde und infolgedessen 8 Tage später verstarb.

Zygmunt R. wurde aus sozialdarwinistischen und rassistischen Motiven heraus ermordet. Bevor die Täter*innen ihn anzündeten, misshandelten sie den schlafenden Wohnungslosen. Kurz vor der Tat äußerte sich ein Täter rassistisch. Die Hauptangeklagten wurden zu unterschiedlich langen Haftstrafen verurteilt.

Obwohl die sozialdarwinistische und rassistische Tatmotivation und damit die Ungleichwertigkeitsvorstellung der Täter*innen eindeutig ist, wird der Fall bisher nicht als rechter Mord anerkannt.

Rechter Brandanschlag in Kempten

Rechter Brandanschlag in Kempten

Wir erinnern an den Brandanschlag in Kempten, der am 17.11.1990 verübt wurde.

Bei dem Anschlag stirbt ein 5-jähriger Junge an einer Rauchgasvergiftung. Seine Familienmitglieder überleben den Anschlag schwer verletzt.

Wenige Tage später verbreitet eine explizit rechte Gruppierung ein Bekennerschreiben. Dieses findet in den damaligen Ermittlungen wenig Beachtung. Stattdessen konzentriert sich die polizeiliche Ermittlungsarbeit auf eine Bewohnerin des Hauses.

Auch das Ausmaß des Anschlages auf das Haus, in dem ausschließlich türkeistämmige Familien leben, wird in den Ermittlungen relativiert – die Behörden ordnen den Anschlag lediglich als schwere Brandstiftung ein.

Die Täter werden nie ermittelt. Das Verfahren wird nach nicht einmal zwei Jahren ergebnislos eingestellt. Die Familie selbst erfährt erst 30 Jahre später durch Recherchen von Allgäu rechtsaußen und Zeit online von dem Bekennerschreiben.

Im November 2020, also 30 Jahre später, werden die Ermittlungen wieder neu aufgerollt – diesmal wegen des Verdachts auf Mord. Dabei werden auch Verbindungen zu weiteren Brandstiftungen in Kaufbeuren, Immenstadt und Kempten untersucht.

Die polizeilichen Ermittlungen seien mittlerweile abgeschlossen, heißt es seitens der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET).

Einen Artikel von Heike Kleffner zum Thema findet ihr hier: https://www.zeit.de/…/rechte-gewalt…/komplettansicht

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Gedenken an Anka Denisov

Gedenken an Anka Denisov

Am 5. November 1972 wurde die Romni Anka Denisov im Alter von 18 Jahren Opfer eines antiziganistischen Mordes.

Anka Denisov war an diesem Tag mit vier Begleiterinnen auf einem Bauernhof in Niederthann um Lebensmittel einzukaufen. Der Bauer schoss auf die Romnija und tötete Anka Denisov. Die 16-jährige Milena Ivanov wurde durch die Schüsse schwer verletzt. Die Polizei nahm statt des Täters die schwer verletzte Milena Ivanov und ihre unverletzten Begleiterinnen fest. Die Betroffenen kamen bis zur Intervention eines Anwalts in Untersuchungshaft, während der Täter unbehelligt blieb.

Erst nachdem der Anwalt der Betroffenen massiv daraufhin wirkte, wurden sie freigelassen und der Täter letztlich wegen Totschlags zu 7 Jahren Haft verurteilt. Auch nach dem Urteil hielt der Ort fest zum Täter, es gab öffentliche Solidaritätsbekundungen und vom Bürgermeister und Landrat initiierte Spendenaufrufe für den Täter.

Die Betroffenen wurden nicht unterstützt, vielmehr äußerten Anwohner*innen antiziganistische Morddrohungen gegen die Überlebenden. Vor Ort wird Anka Denisov bis heute nicht gedacht. Ausführliche Informationen finden sich auf der Homepage des Aida Archivs.

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Rechte Morde Bad Reichenhall

Rechte Morde Bad Reichenhall

Wir erinnern an die rechten Morde in Bad Reichenhall, die am 01.11.1999 verübt wurden.

Vier Menschen wurden durch den Täter erschossen und starben infolge dessen: Daniela Peyerl, Karl-Heinz Lietz, Horst Zillenbiller und Ruth Zillenbiller. Sechs Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter hatte sich mit zahlreichen Schusswaffen aus dem Waffenschrank seines Vaters in der Wohnung verschanzt und mehrere Schüsse aus dem Fenster des Wohnhauses abgegeben. Im Wohnhaus erschoss er seine Schwester und sich selbst.

Bei den Ermittlungen fanden die Behörden mehrere explizit rechte Materialien in seinem Zimmer, etwa Gewaltvideos und Hakenkreuzzeichnungen, die den rechten Hintergrund des Täters sichtbar machen. Dennoch wurde die Tat entpolitisiert und als Amoklauf eingeordnet, dessen Motiv „in der Persönlichkeit des Täters“ liege.

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Gedenken an Daniel Ernst

Gedenken an Daniel Ernst

Wir erinnern an Daniel Ernst, der am 19.10.2016 bei einem Polizeieinsatz in Georgensgmünd durch einen Reichsbürger erschossen wurde und infolge dessen am 20.10.2016 verstarb. Der Vorfall mit den tödlichen Schüssen auf den Polizisten jährt sich zum achten Mal.

Der Täter wurde am 23.10.2017 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Der Polizeieinsatz erfolgte mit dem Ziel, dem Reichsbürger seine 31 Lang- und Kurzwaffen zu entziehen, da die Behörden ihn als nicht mehr zuverlässig eingestuft hatten.

Reichsbürger*innen erkennen die Bundesrepublik nicht an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sie sprechen dem Grundgesetz, Behörden und Gerichten die Legitimität ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. Etliche Akteur*innen sind nach Einschätzung des Verfassungsschutzes auch in der rechten Szene aktiv.

Im bayerischen Innenministerium erinnert eine Gedenktafel an Daniel Ernst.

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