Rechte Morde in Bayern

Erinnerung an Abdurrahim Özüdoğru

Erinnerung an Abdurrahim Özüdoğru

Wir erinnern an Abdurrahim Özüdoğru, der am 13.06.2001 in seiner Änderungsschneiderei in der Gyulaer Straße in Nürnberg von der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ erschossen wurde.

Der damals 49-Jährige Abdurrahim Özüdoğru war das zweite Mordopfer des sogenannten NSU. Allein in Nürnberg tötete das rechte Terrornetzwerk drei Menschen. Noch immer sind viele Fragen offen, vor allem mit Blick auf lokale Unterstützungsnetzwerke des NSU und die Ermittlungen der Behörden. Diese waren – wie im gesamten NSU-Komplex – von rassistischer Täter-Opfer-Umkehr geprägt. So ermittelte die Polizei auch im Mordfall Abdurrahim Özüdoğru im Bereich der Drogenkriminalität und im direkten Umfeld des Opfers, statt Hinweisen auf einen rechten Tatzusammenhang nachzugehen.

In Nürnberg trägt seit 2023 eine kleine Grünfläche in der Südstadt den Namen Abdurrahim Özüdoǧrus.

Gedenkkundgebung

Zum Gedenken an Abdurrahim Özüdoğru findet am 13.06.2025 um 18:00 Uhr eine Kundgebung in der Gyulaer Straße statt, die von der Nürnberger Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ organisiert wird.

Erinnerung an den Anschlag auf die Diskothek „Twenty Five“

Erinnerung an den Anschlag auf die Diskothek „Twenty Five“

Wir erinnern an den Anschlag auf die Diskothek „Twenty Five“, der am 24.06.1982 in Nürnberg verübt wurde. Drei Menschen wurden durch den Täter erschossen: William Schenck, Rufus Surles und Mohamed Ehap. Drei weitere Personen wurden schwer verletzt.

Zwei Wochen später wurden die Ermittlungen zum Attentat beendet. Behörden gingen von einem Einzeltäter aus, obwohl der Täter in rechten Strukturen vernetzt war.

Gedenkkundgebung
Zum Gedenken an die Opfer des Anschlags lädt die Nürnberger Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ am 24.06.2025 um 18:00 Uhr zu einer Kundgebung in der Königstraße ein.

Erinnerung an den Sprengstoffanschlag auf die Bar „Sonnenschein“

Erinnerung an den Sprengstoffanschlag auf die Bar „Sonnenschein“

Wir erinnern an den Sprengstoffanschlag auf die Bar „Sonnenschein“ in Nürnberg, der am 23.06.1999 vom sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ verübt wurde. Der Überlebende Mehmet O., der bei dem Anschlag verletzt wurde, erfuhr erst 19 Jahre später, dass die rechte Terrorgruppe die Taschenlampenbombe in seiner gerade neu eröffneten Bar platziert hatte. Lange Zeit wurde er selbst in den Ermittlungen verdächtigt. Der Anschlag hatte für Mehmet O. tiefgreifende Folgen, er verlor seine Arbeit, seinen Wohnort, seine gesamte Existenz.

Bei einer Vorladung im NSU-Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag 2022 richteten sich die Fragen erneut größtenteils gegen den Überlebenden statt gegen Ermittlungsfehler. „Ich habe mich zum Teil wie ein Schuldiger gefühlt“, sagte Mehmet O. nach der Befragung, die teils aggressiv verlief und in bitterer Weise an die Täter-Opfer-Umkehr 23 Jahre zuvor erinnerte.

Über den Anschlag und die Folgen spricht Mehmet O. ausführlich in Folge 27 des Vor Ort-Podcast von NSU Watch und VBRG. https://verband-brg.de/folge-27-vor-ort-gegen-rassismus-antisemitismus-und-rechte-gewalt-die-podcastserie-von-nsu-watch-und-vbrg-e-v/

Mehmet O. erzählt mit eigenen Worten seine Geschichte im Film der Medienwerkstatt Franken: https://www.youtube.com/watch?v=8GGiIb-fcpA

Gedenkkundgebung

Mit einer Kundgebung erinnert die Nürnberger Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ heute an den Anschlag: Um 17:30 Uhr in der Scheurlstraße.

Erinnerung an Andreas Ostermeier

Erinnerung an Andreas Ostermeier

Wir erinnern an Andreas Ostermeier, der am 22.06.1966 in einem Gasthaus im bayerischen Dorfen im Alter von 63 Jahren ermordet wurde. Ein damals 70-Jähriger beschimpfte Andreas Ostermeier zunächst aufgrund seiner politischen Gesinnung und erstach ihn anschließend.

Andreas Ostermeier arbeitete in einer Ziegelei, bis er durch einen Unfall im Alter von 18 Jahren den rechten Unterarm verlor. Danach bestritt er seinen Lebensunterhalt als Händler und Hausierer. Schon früh hatte er sich in der Kommunistischen Partei (KPD) engagiert und wurde Ortsgruppenleiter. Den NS-Terror überlebte er zwar, auch wenn er zeitweilig in „Schutzhaft“ war und auf der städtischen Liste „offenkundiger Staatsfeinde“ auf dem ersten Platz stand. Doch 20 Jahre nach Kriegsende wurde er im Zusammenhang mit seiner politischen Gesinnung ermordet. Dass der Fall öffentlich geworden ist, ist der Geschichtswerkstatt Dorfen zu verdanken.

Erinnerung an Theodoros Boulgarides

Erinnerung an Theodoros Boulgarides

Wir erinnern an Theodoros Boulgarides, der am 15.06.2005 in seinem Geschäft im Münchner Westend von der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ erschossen wurde.

Erst kurz zuvor hatte der zweifache Familienvater mit einem Geschäftspartner den Schlüsseldienst eröffnet. Für seine Familie und seine Freunde wurden die Mord-Ermittlungen zur Tortur. Statt einen rechten Tatzusammenhang zu untersuchen, verdächtigte die Polizei über Monate das persönliche Umfeld des Mordopfers und suchte das Motiv in der organisierten Kriminalität. Die Familie wurde infolge der Anschuldigungen ausgegrenzt, ihr gesellschaftliches Umfeld brach weg. Dies verdeutlicht erneut die fatalen Folgen der rassistischen Täter-Opfer-Umkehr, die die Ermittlungen im gesamten NSU-Komplex prägt.

An der Hauswand des Tatorts in der Trappentreustraße erinnert heute eine Gedenktafel an Theodoros Boulgarides.

Gedenkveranstaltung

Am 15.06.2025 findet eine Gedenkveranstaltung der Familie und der Stadt München ab 12:00 Uhr bis voraussichtlich 18:00 Uhr auf dem Stachus in München statt (Quelle: NSU-Watch).

Erinnerung an İsmail Yaşar

Erinnerung an İsmail Yaşar

Wir erinnern an İsmail Yaşar, der am 09.06.2005 in seinem Imbiss an der Scharrerstrasse in Nürnberg von der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ erschossen wurde. İsmail Yaşar war das sechste Opfer des NSU.

İsmail Yaşar wurde in Alanyurt in der Türkei geboren und kam im Alter von 23 Jahren nach Deutschland. Er hatte bereits in verschiedenen Stellen gearbeitet, bevor er seinen eigenen Imbiss eröffnete – genau gegenüber der Scharrerschule, die damals auch sein Sohn besuchte.

Obwohl es etliche Hinweise auf einen rechten Hintergrund des Mordes gab, verdächtigten die Behörden lange Zeit Familienangehörige und suchten vergeblich Verbindungen zur organisierten Kriminalität. Die Ermittlungen im Mordfall İsmail Yaşar sind damit ein weiteres Beispiel für institutionellen Rassismus, der sich durch den gesamten NSU-Komplex zieht.

Gedenkkundgebung
Am 09.06.2025 findet um 18:00 Uhr eine Gedenkkundgebung an der Scharrerstraße statt, organisiert von der Nürnberger Initiative „Das Schweigen durchbrechen“.

Erinnerung an Andreas Pietrzak

Erinnerung an Andreas Pietrzak

Wir erinnern an Andreas Pietrzak, der in der Nacht zum 6. Mai 2006 in Plattling von einem Neonazi ermordet wurde. Der 19-jährige Täter hatte ihn schwer misshandelt und anschließend angezündet.

Der damals wohnungslose Andreas Pietrzak, der die deutsche und polnische Staatsbürgerschaft hatte, wurde aus rassistischen und sozialdarwinistischen Gründen getötet.

Der Täter sagte vor dem Landgericht Deggendorf, „dass man dem Polen eine Abreibung verpassen müsse“. Bereits in der Vergangenheit hatte er Andreas Pietrzak gemeinsam mit anderen Neonazis misshandelt.

Das Gericht verurteilte den damals 19-Jährigen wegen Raubmordes zu einer neunjährigen Jugendstrafe. Obwohl das Gericht die „ausländerfeindliche Gesinnung“ im Urteil ausdrücklich feststellte, wurden weder Rassismus noch Sozialdarwinismus als führendes Motiv anerkannt.

Die Tat wird daher bis heute offiziell nicht als rechts motiviert eingestuft.

Erinnerung an Andreas Pietrzak

Erinnerung an Peter Siebert

Wir erinnern an Peter Siebert, der am 26.04.2008 von seinem Nachbarn, einem polizeibekannten Neonazi, in Memmingen ermordet wurde.

Peter Siebert hatte sich bei Alexander B. über dessen laute, rechte Musik beschwert und ihn für seine menschenverachtende Gesinnung kritisiert – wie schon häufig zuvor. Als er in dieser Nacht wegen des lauten Rechtsrocks zum zweiten Mal an der Wohnungstür des Nachbarn klopfte, folgte Alexander B. Peter Siebert in seine Wohnung und erstach ihn dort mit einem Bajonett.

Im Dezember 2008 verurteilte das Landgericht Memmingen Alexander B. zu acht Jahren und drei Monaten Haft – in einem Prozess, der nur einen Tag lang dauerte. Schuldig gesprochen wurde er wegen Totschlags, nicht wegen Mordes. Die Frage nach einem rechten Motiv des Täters, was Mord und eine deutlich höhere Strafe bedeutet hätte, spielte offenbar keine Rolle.

Später war die damalige schnelle Entscheidung selbst dem Vizepräsidenten des Landgerichts unangenehm, wie Recherchen der „Zeit“ und des „Tagesspiegel“ ans Licht brachten. Die Richter*innen hätten aufgrund der Geständigkeit des Täters „nicht mehr intensiv nachgeforscht“ und es dabei belassen, den „äußeren Sachverhalt“ zu klären, obwohl der Täter vor dem Prozess zugegeben hatte, er habe aufgrund seiner rechtsextremen Gesinnung mit Peter Siebert gestritten. Vizepräsident Mürbe sagte laut „Zeit“, ein rechtsextremer Hintergrund der Tat sei „wahrscheinlich“.
In der offiziellen Statistik der Todesopfer rechter Gewalt taucht Peter Siebert dennoch bis heute nicht auf.

Erinnerung an Andreas Pietrzak

Mord an Sandra R. in Thiersheim

Wir erinnern an Sandra R., die am 5. März 2023 in Thiersheim ermordet wurde.

Sandra R. wurde im Rahmen der Gerichtsverhandlung von ihrer Schwester M. als lebenslustige und liebevolle Mutter beschrieben, die in ihrer Familie, insbesondere in ihrem Lebensgefährten und ihren beiden Söhnen, den Mittelpunkt ihres Lebens fand.

Sandra R. wurde von ihrem zu diesem Zeitpunkt 20-jährigen Sohn getötet, der aus einem extrem rechten Weltbild heraus handelte, um die Impfung seines 11-jährigen Bruders zu verhindern. Das Landgericht Hof sprach eine Haftstrafe von 11 Jahren und die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus aus.

Es ist alarmierend, dass das Landgericht Hof das rechte Tatmotiv nicht als solches anerkannt und rechtlich gewürdigt hat. Diese Entscheidung wirft Fragen auf und lässt die Sorgen über die gesellschaftlichen Auswirkungen extrem rechter Ideologien in den Hintergrund treten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass solche Motive – besonders auch in behördlichen Kontexten – klar benannt und angeprangert werden, um ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen, die von extrem rechten Einstellungen ausgehen.

Erinnerung an Andreas Pietrzak

Anschlag auf Altenheim der israelitischen Kultusgemeinde München

Wir erinnern an den antisemitischen Anschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in München, der am 13.02.1970 verübt wurde. Sieben Menschen starben, 15 wurden verletzt.

Wir gedenken Regina Rivka Becher, Max Meir Blum, Leopold Arie Leib Gimpel, David Jakubowicz, Siegfried Offenbacher, Georg Eljakim Pfau und Rosa Drucker.

Die Tat wurde nie vollständig aufgeklärt. Im Jahr 2013 wurden die Ermittlungen erneut aufgenommen, nur um im Jahr 2017 ergebnislos eingestellt zu werden. Unter anderem wurden Beweise durch die Münchner Polizei verlegt und konnten so nicht mehr für die Ermittlungen herangezogen werden.

Durch eine Vielzahl von Spuren lässt sich dem Anschlag nicht eindeutig eine rechte Tatmotivation zuordnen – allerdings bleibt er eine antisemitische Gewalttat, die sich in antisemitische Kontinuitäten in Deutschland einreiht. In der Stadt München geriet der Brandanschlag lange Zeit in Vergessenheit – erst im Jahr 2020, 50 Jahre nach der Tat, wurde eine Gedenktafel mit den Namen der Ermordeten errichtet.