Wir erinnern an den Sprengstoffanschlag auf die Bar „Sonnenschein“ in Nürnberg, der am 23.06.1999 vom sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ verübt wurde. Der Überlebende Mehmet O., der bei dem Anschlag verletzt wurde, erfuhr erst 19 Jahre später, dass die rechte Terrorgruppe die Taschenlampenbombe in seiner gerade neu eröffneten Bar platziert hatte. Lange Zeit wurde er selbst in den Ermittlungen verdächtigt. Der Anschlag hatte für Mehmet O. tiefgreifende Folgen, er verlor seine Arbeit, seinen Wohnort, seine gesamte Existenz.
Bei einer Vorladung im NSU-Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag 2022 richteten sich die Fragen erneut größtenteils gegen den Überlebenden statt gegen Ermittlungsfehler. „Ich habe mich zum Teil wie ein Schuldiger gefühlt“, sagte Mehmet O. nach der Befragung, die teils aggressiv verlief und in bitterer Weise an die Täter-Opfer-Umkehr 23 Jahre zuvor erinnerte.
Über den Anschlag und die Folgen spricht Mehmet O. ausführlich in Folge 27 des Vor Ort-Podcast von NSU Watch und VBRG. https://verband-brg.de/folge-27-vor-ort-gegen-rassismus-antisemitismus-und-rechte-gewalt-die-podcastserie-von-nsu-watch-und-vbrg-e-v/
Mehmet O. erzählt mit eigenen Worten seine Geschichte im Film der Medienwerkstatt Franken: https://www.youtube.com/watch?v=8GGiIb-fcpA
Gedenkkundgebung
Mit einer Kundgebung erinnert die Nürnberger Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ heute an den Anschlag: Um 17:30 Uhr in der Scheurlstraße.