In der Nacht vom 15.06. auf den 16.06.2024 wurde in einem Lokal in Wondreb (Gemeindeteil der Kreisstadt Tirschenreuth in der Oberpfalz) gegen 2 Uhr nachts das Lied „L‘amour Toujours“ von Gigi D’Agostino abspielt, woraufhin einige Anwesende den Liedtext sofort zu rassistischen Parolen umdichteten – teilweise „mit erhobenem Arm“. Laut Angaben der beobachtenden Person, stimmten ca. 50 weitere Gäst*innen im Bar-Zelt mit ein. Die Teilnehmenden setzten den „Gesang“ über alle Strophen fort, ohne daran gehindert zu werden. Bis zu besagtem Abend sei dieses Lied im Kreise Wondreb noch kein verbreitetes oder oft gespieltes Party-Lied gewesen. Die Person, die den Vorfall bei uns meldete, zeigte sich sichtlich schockiert.
Die genaue Herkunft und Entstehung des Liedes „L‘amour Toujours“ scheint nicht eindeutig rekonstruiert werden zu können. Klar ist wohl aber, dass der Song bereits in den 90er Jahren im Auftrag vom italienischen DJ und Musikproduzenten Gigi D’Agostino, von Ola Onabulé – einem damals noch unbekannten Jazz- und Soul-Sänger – unter unfairer Behandlung sowie unwürdiger Entlohnung, eingesungen wurde. Gigi D’Agostinos veröffentlichte im Jahr 2001 das Album „L‘amour Toujours“ mit der gleichnamigen Single ohne jede Namensnennung des britischen Sängers. Eine leistungsberechtigte Namensnennung des Sängers Ola Onabulé wird derzeit noch anwaltlich eingeklagt.
Die Berliner Morgenpost recherchierte, insbesondere auf Plattformen wie YouTube und TikTok, zur rechten Symbolik dieses Liedes und gelangte dabei schnell zu teils versteckten und teils sehr offen rassistischen Inhalten. Für den offiziellen Song wurde die Kommentarfunktion glücklicherweise deaktiviert. Eine Umdichtung des Liedtextes erfolgt wohl schon ziemlich lange. In die Öffentlichkeit wurde dies jedoch erst im Oktober 2023 getragen, als eine Videoaufnahme bei einem Dorffest der Gemeinde Bergholz in Landkreis Vorpommern-Greifswald mit den rechten Parolen zum Lied viral ging. Nach zahlreichen ähnlichen Vorfällen und spätestens seit dem Pfingstabend in der „Pony“-Bar auf Sylt, gilt das Lied in der rechten Szene als Erkennungscode. Martin Sellner, ein bekannter Rechtsextremist in Österreich, verwendete das Video beispielsweise bereits als Hintergrundmelodie in einem seiner Videos.
Quellen:
- Augenzeug*in
- Berliner Morgenpost
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article242437702/Wie-Gigi-D-Agostinos-L-amour-toujours-zur-Nazi-Hymne-wurde.html - Deutschlandfunk
https://www.deutschlandfunk.de/l-amour-toujours-von-gigi-d-agostino-stimmenklau-mit-folgen-100.html - Campact e.V.
https://blog.campact.de/2024/05/lamour-toujours-popsongs-rechte-rechtsextrem/