Der Verein B.U.D. e. V., die Anlaufstelle für Betroffene rechter Gewalt in Bayern, feiert seinen 10-jährigen Geburtstag.
Seit 10 Jahren beraten und unterstützen wir kostenfrei Betroffene, ihr Umfeld sowie Zeug*innen rechter Gewalt nach einem Angriff. Ein holpriger Weg, den wir mit Beharrlichkeit nach und nach glätten konnten. Anfangs ausgestattet mit sehr geringen Mitteln begannen wir mit viel ehrenamtlichen Engagement die Vereins- und Beratungsstruktur aufzubauen. Ab 2017 konnten drei Mitarbeitende (in Teilzeit) Betroffene rechter Gewalt in ganz Bayern unterstützen. Aber wir waren gänzlich unbekannt. Unsere Mitarbeitenden knüpften mit der Zeit ein Netzwerk mit gesellschaftspolitischen Organisationen. Durch weitere Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ konnten wir die Beratungsarbeit beträchtlich erweitern. Heute arbeiten 11 Mitarbeitende an drei Standorten für B.U.D. e.V.
Seit 10 Jahren steht unser Verein Betroffenen kostenlos, vertraulich, parteilich und bedürfnisorientiert zur Seite und wirkt somit langfristig Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Sozialdarwinismus, LGBTIQ*-Feindlichkeit und anderen Elementen rechter Ideologien entgegen.
Vor drei Jahren erschien unser erster Jahresbericht über rechte Gewalt in Bayern. Er enthält die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Beratungsarbeit in 2022. Vor allem aber vermittelt er, was hinter den Zahlen steckt und bringt die Perspektive der Betroffenen ein. Ein Schwerpunkt des Berichts lag auf rechter Gewalt im sogenannten „sozialen Nahbereich“, innerhalb der eigenen Familie, der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule. Er zeigt auf, dass die psychische und körperliche Belastung für Betroffene immens hoch ist, weil sie den Täter*innen ständig ausgesetzt sind. 2022 unterstützten wir insgesamt 142 Beratungsnehmende.
Unser Jahresbericht von 2023 zeigt auf, dass der Großteil der Beratungsnehmenden sich aufgrund von rassistischen Erlebnissen an B.U.D. wandte und wir beobachteten den Anstieg antisemitischer und queerfeindlicher Angriffe. Inhaltlicher Schwerpunkt war das Thema behördliches Fehlverhalten, das zu einer erneuten Opferwerdung der Betroffenen führt, trotz entscheidender Verbesserungen in der Ansprechbarkeit der Behörden für die Anliegen von B.U.D., sowie die der Betroffenen. Erstmals veröffentlichten wir Zahlen über rechte Angriffe in Bayern: Nach unseren Recherchen 125 und mindestens 195 Betroffene.
Unser neuester Jahresbericht zeigt eine Auswahl an Themen, die B.U.D. 2024 immer wieder in der Beratungsarbeit begegnet sind. Dazu berichtet B.U.D. exemplarisch aus verschiedenen Fällen und gibt Beratungsnehmenden den Raum, die eigene Situation zu schildern. So gewährt beispielsweise eine Betroffene einen Einblick in ihre Erfahrung mit transfeindlicher Gewalt und macht sichtbar, welche Auswirkungen und Belastungen der Angriff mit sich bringt. In einem weiteren Text will B.U.D. auf die rechte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hinweisen und anhand eines Angriffs aufzeigen, wie rassistische Motive die Hemmschwellen sinken lassen und welche Folgen es für Schutzbefohlene hat, angegriffen zu werden. Auch 2024 veröffentlichte B.U.D. die Zahlen zu rechten Angriffen in Bayern und zählte ohne München 196 Angriffe und mindestens 223 Betroffene.
Die durchgängig größte Hürde für unsere Arbeit liegt in der unsicheren Finanzsituation begründet. Durch die immer nur auf ein Jahr gesicherte Förderung durch „Demokratie
leben!“ leidet die Planungssicherheit sowohl für alle Mitarbeitenden als auch für die Beratungsnehmenden immens. Für B.U.D. e.V. als Trägerverein stellt dies eine große Verantwortung und damit Herausforderung dar. Zum heutigen Zeitpunkt ist es leider nach wie vor unklar, ob es 2026 möglich sein wird, unser Angebot in gleicher Form fortzusetzen.
Auch in Zukunft muss die Finanzierung der Arbeit von B.U.D. gewährleistet sein. Betroffene rechter Gewalt dürfen nach einem Angriff nicht allein gelassen werden. Insbesondere nach einer vorurteilsmotivierten Gewalterfahrung brauchen sie Verständnis, Empathie und parteiliche Begleitung, um die Folgen des Angriffs abzumildern und das Erlebte auch langfristig gut verarbeiten zu können.
Eine parteiliche und bedarfsorientierte Beratung bedeutet auch, Betroffene in ihren Forderungen nach Gerechtigkeit und Anerkennung der menschenfeindlichen Tatmotivation oft über Jahre hinweg zu begleiten – sie nicht alleine zu lassen, ihnen zuzuhören und zumindest erneute Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit zu verhindern. Durch diese Unterstützung (potentiell) Betroffener stärkt unsere Arbeit langfristig das demokratische Miteinander und die gesellschaftliche Resilienz gegen antidemokratische und menschenfeindliche Entwicklungen.




