Die Angst bleibt
Wenn Ermittlungen nach einem transfeindlichen Angriff eingestellt werden und nur das eigene politische Engagement einem die Kraft gibt weiterzukämpfen. Ein Erfahrungsbericht.
Als Katze und ihr Bruder vor der Tür gemeinsam rauchten, bemerkten sie, wie eine Gruppe von ca. 5-6 Personen in ihre Richtung starrte. Katze eröffnete ihrem Bruder in diesem Moment, dass sie trans* Frau ist. Ihr Bruder akzeptierte das ohne Weiteres, was Katze sehr erleichterte.
Doch dann passiert es. Die Gruppe greift an und für Katze verändert sich alles. Als sie danach im Hausflur stand, die Tür schnell hinter sich schloss, brach sie zusammen und weinte lange.
Wie kann Katze sich sicher fühlen, wenn die Täter nie bestraft wurden?
Katze beschloss Anzeige zu erstatten. Doch: Das Verfahren wurde Ende des Jahres eingestellt, da die Täter nicht auffindbar waren, trotz Täterbeschreibungen und Abgleiche mit einer Ermittlungsakte des Staatsschutzes zu dem Thema Rechtsradikalismus. Für Katze eine massive Enttäuschung.
Im Text “Die Angst bleibt” aus der B.U.D. Jahresbroschüre 2024 gewährt Katze einen Einblick, was es für sie bedeutete, transfeindliche Gewalt zu erfahren. Sie macht sichtbar, welche Auswirkungen es auf ihre Sicherheit hat, welche Belastungen der Angriff mit sich bringt und wie viel Eigeninitiative es benötigte, um polizeiliche Ermittlungen in Gang zu bringen.
“Vieles konnte ich damals mit Hilfe von B.U.D. gemeinsam aufarbeiten. (…) Ich kann anderen Betroffenen daher nur raten: Engagiert euch, vernetzt euch und redet mit Menschen, die ähnliches erlebt haben. Das hilft.”
Katze
Queerfeindliche Gewalt in 2024
Queerfeindliche Diskurse und die damit einhergehende Entmenschlichung von LGBTQIA* haben 2024 sehr stark zugenommen. Dies äußerte sich u. a. in Mobilisierungen von hunderten von gewaltbereiten Neonazis gegen CSDs. LGBTQIA*-Feindlichkeit zeigt sich 2024 im B.U.D.-Monitoring in insgesamt 15 registrierten Angriffen. Die Dunkelziffer ist hoch.
Community fordert Schutz
“Bayern muss queere Menschen in Stadt und Land effektiv vor Gewalt schützen. Dafür braucht es sowohl einen expliziten rechtlichen Schutz auf Landesebene und im Grundgesetz, als auch einen wirksamen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit.”
Markus Apel aus dem Vorstand des LSVD⁺ Verband Queere Vielfalt in Bayern (LSVD⁺ Bayern)
CSDs werden immer mehr bedroht
Deutschlandweit sind CSDs zunehmend Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt – im vergangenen Jahr mindestens 55. Auch in Bayern lassen sich Beispiele nennen:
Nachdem junge Rechte für die CSD Demo in Landshut eine Gegendemo angekündigt hatten, fand der Landshuter CSD 2024 unter einem Großaufgebot der Polizei statt.
Der im Juli diesen Jahres stattgefundene CSD in Regensburg musste kurzzeitig umgeplant werden, da die Organisator*innen einer abstrakten Bedrohungslage ausgesetzt waren: Die Route wurde geändert und diverse zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wurden ergriffen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.
Regenbogenschutzfonds
Die Amadeu Antonio Stiftung setzt gemeinsam mit Campact den Regenbogenschutzfonds um und konnte bereits 26 CSDs ermöglichen und stärken. Bewerben können sich CSD Organisator*innen aus kleinen und mittelgroßen Städten, die Störungen von rechten Gruppen erwarten. Das Geld kann u. a. für eine Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen sowie für die Organisation der Veranstaltung genutzt werden.
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/regenbogenschutzfonds-138645/
Pressemitteilung
Pressemitteilung B.U.D. und LSVD+ – Forderung nach besserem Schutz vor Queerfeindlichkeit (.pdf)
Beratungsstellen
Beratung in Bayern bei rechter Gewalt
Bayernweit (ohne München)
B.U.D. Bayern
- 0151-216 531 87
- info@bud-bayern.de
- Presseanfragen an: pr@bud-bayern.de
Stadtgebiet München
BEFORE
- 089-462 24 67 0
- kontakt@before-muenchen.de
Communitybasierte Unterstützung
Bayernweite LGBTIQ*-Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt
strong!
- Beratungstelefon: 0800-00 112 03
- Hate Speech-Meldestelle unter: hatespeech.strong-community.de
- www.strong-community.de
LSVD⁺ Bayern und LSVD⁺ Rechtsberatung
Der LSVD⁺ ist ein Bürger*innenrechts- und Antidiskriminierungsverband.
Er vertritt politische Interessen und unterstützt queere Menschen, wenn sie sich gegen Benachteiligungen wehren und ihre Rechte durchsetzen wollen.
- Erstberatung: recht@lsvd.de
- bayern.lsvd.de




