Hinweis: Aus Kapazitätsgründen konnte dieser Beitrag noch nicht ins Englische übersetzt werden. „Fatih war ein Freund, mein Schwager, mein Bruder, er war ein Teil meiner Familie“, so erinnert sich Derya Saraçoğlu an Fatih Saraçoğlu, der am 19.02.2020 bei dem rechtsterroristischen Anschlag in Hanau von einem Neonazi ermordet wurde. Gemeinsam mit weiteren Angehörigen der Ermordeten forderte sie bei einer Podiumsdiskussion in Regensburg, nicht nachzulassen im Kampf um Erinnerung, Aufklärung und Gerechtigkeit.
Wir dürfen Deryas kraftvolle Rede hier im Wortlaut wiedergeben und danken ihr sehr dafür:
„Mit dir habe ich auch meine Hoffnung, mein Vertrauen verloren.
Ohne Vertrauen, ohne Hoffnung dominiert Angst, Wut, Trauer. Gefühle, die mich wie ein Schatten begleiten.
Meine Seele schmerzt.
Ich will nicht mehr. Ich will liegen bleiben. Ich will sterben. Gedanken, gegen die ich jeden Tag kämpfe.
Ich stehe auf, denn ich fühle mich verantwortlich für meine Familie da zu sein,
verantwortlich Menschen aufzuklären,
verantwortlich, gegen rechtsextreme Gewalt zu kämpfen.
Fast drei Jahre ist es nun her, dass wir
Kaloyan Velkov,
Vili Viorel Păun,
Mercedes Kierpacz,
Ferhat Unvar,
Gökhan Gültekin,
Sedat Gürbüz,
Said Nesar Hashemi,
Hamza Kurtović,
Fatih Saraçoğlu,
durch den rechtsextremen Terroranschlag in Hanau verloren haben.
Ich bin Derya Saracoglu und Fatih war ein Freund, mein Schwager, mein Bruder, er war ein Teil meiner Familie.
Fatih ist in Regensburg aufgewachsen. Seine Schule hat er in Regensburg absolviert. Seine Ausbildung hat er in Regensburg gemacht. Seine Freunde und Familie leben in Regensburg. Fatih ist ein Teil von Regensburg.
Am 19. Februar 2020 wurden 9 Menschen durch einen rechtsextremen Terroranschlag ermordet. Es ist das Schlimmste, was rechte Gewalt einem Menschen antun kann. Auch wir, die Familien, sind Opfer dieser Tat und trotz dessen, lasset eine riesige Verantwortung auf unseren Schultern.
Es wird Zeit, etwas Verantwortung abzutreten. Nicht nur die Stadt Hanau, sondern auch Regensburg sollte mehr Solidarität zeigen. Opfer rechter Gewalt brauchen Beistand, damit sie wieder hoffen können. Damit sie zuversichtlicher in die Zukunft schauen können. Und jede einzelne Person, die Verantwortung annimmt, schenkt uns etwas Vertrauen und Hoffnung zurück.
Ein Anfang aus der Einsamkeit, aus der Verzweiflung.“
Derya Saraçoğlu, 04.02.2023, Regensburg
In zahlreichen Städten finden anlässlich des 3. Jahrestag des rechten Terroranschlags Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Demos statt. Zeigt Eure Solidarität mit den Opfern und Angehörigen und geht auf die Straße! Hier gibt es alle Infos.