Zahlreiche Menschen in Bayern waren im vergangenen Jahr von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt betroffen. Das zeigt der aktuelle Jahresbericht der Beratungsstelle B.U.D. So verzeichnete B.U.D. 119 neue Beratungsfälle in 2022. Dies bedeutet eine deutliche Steigerung zum Jahr 2021 mit 74 neuen Fällen.
Häufigstes Motiv der Täter*innen war Rassismus: Rund die Hälfte der Ratsuchenden wandte sich aufgrund rassistischer Erfahrungen an die Beratungsstelle. Zudem beriet B.U.D. wie bereits 2021 zahlreiche politisch gegen rechts Aktive und Journalist*innen. „Das sind Menschen, die sich aktiv für unsere Gesellschaft einsetzen, und die von Rechten gezielt als Feindbilder markiert werden“, sagt Anna Reimann von B.U.D. Zum ersten Mal hätten sich zudem Betroffene von Sozialdarwinismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit an die Beratungsstelle gewandt.
Großer Bedarf an Beratung bei Diskriminierung
Die Beratungsstelle erbrachte 2022 knapp 800 Unterstützungsleistungen wie Beratungsgespräche, Hilfe bei der Suche nach Anwält*innen oder Ärzt*innen oder die Begleitung bei juristischen Verfahren. Im Fokus stand dabei stets die Unterstützung bei rechter Gewalt. Zudem haben sich auch im vergangenen Jahr wieder viele Menschen bei B.U.D. gemeldet, die Diskriminierung erfahren haben. Dadurch hat sich erneut gezeigt, dass es in Bayern einen großen Bedarf im Bereich der Antidiskriminierungsberatung gibt.
Rechte Gewalt im Nahbereich als Schwerpunkt der Beratungsarbeit
Ein Schwerpunkt der Beratungsarbeit des vergangenen Jahres war rechte Gewalt im sogenannten „sozialen Nahbereich“: innerhalb der eigenen Familie, der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule. Rund ein Drittel der neuen Beratungsfälle aus 2022 fielen in diesen Bereich. „Die psychische und körperliche Belastung für Betroffene ist immens hoch“, erklärt Anna Reimann. „Sie sind den Täter*innen ständig ausgesetzt. Die Folgen sind oftmals permanente Gefühle von Anspannung und Ohnmacht, die die Lebensqualität massiv beeinträchtigen.“
Jahresbericht erstmals als Broschüre veröffentlicht
Zum ersten Mal hat B.U.D. den Jahresbericht als ausführliche Broschüre veröffentlicht. „Es ist uns wichtig zu vermitteln, was hinter den Zahlen steckt und die Perspektive der Betroffenen in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen“, so Anna Reimann.
Daher enthält die Broschüre zum einen konkrete Fallbeispiele rechter Gewalt in Bayern. Zum anderen finden sich darin anschauliche Beschreibungen der Beratungsarbeit des vergangenen Jahres, etwa zur Begleitung von Betroffenen rechtsterroristischer Anschläge. Darüber hinaus bietet die Broschüre Analysen aktueller Entwicklungen, zum Beispiel zur Unterbringung von Geflüchteten in Bayern und zur Veränderung von Betroffenengruppen, die oftmals mit der Markierung neuer Feindbilder durch rechte Akteur*innen einhergeht.
Der Jahresbericht kann kostenlos bestellt werden: per Mail an orga@bud-bayern.de oder telefonisch unter 0151 21653187.
Hier steht der Bericht zum Download bereit.