Die Beratungsstelle B.U.D. für Betroffene rechter Gewalt registrierte 2023 insgesamt 125 Angriffe mit 164 Betroffenen. Die Zahlen zeigen, dass statistisch jeden dritten Tag in Bayern (ohne München) im vergangenen Jahr Menschen aus rassistischen, antisemitischen oder anderen rechten Motiven heraus angegriffen wurden1.
Häufigstes Motiv der Täter*innen war Rassismus
52 % der Vorfälle rechter Gewalt weisen Rassismus als Tatmotivation auf. Als weitere gehäufte Tatmotive lassen sich aus dem Monitoring Antisemitismus, LGBTIQ*-Feindlichkeit und eine politische Gegnerschaft ableiten. „Rechte Gewalt wirkt immer als sogenannte Botschaftstat. Ein Angriff richtet sich nicht nur direkt gegen die einzelnen Betroffenen, sondern zielt auch immer auf ihr soziales Umfeld bzw. die gesamte Community ab, für welche die Betroffenen – aus Wahrnehmung der Täter*innen – stellvertretend stehen,“ sagt Ruby Parker von B.U.D.
Ein erschreckend hohes Maß an körperlicher Gewalt
Rund die Hälfte der Angriffe waren Körperverletzungsdelikte. Im Frühjahr 2023 ermordete ein radikalisierter Impfgegner seine Mutter, weil sie seinen jüngeren Bruder impfen lassen wollte. Bei zwei rassistisch-motivierten Tötungsversuchen konnten die Betroffenen nur durch Glück und schnelle medizinische Hilfe überleben. Bei 54 Angriffen waren die Betroffenen Bedrohungen und Nötigungen ausgesetzt.
Für Jutta Neupert, Vorstandsmitglied des Trägervereins B.U.D. e.V., zeigen die Ergebnisse des Monitorings das erschreckende Ausmaß rechter Gewalt in Bayern auf: „Durch die Veröffentlichung dieser Zahlen wollen wir auf die wirklich beängstigende Zahl rechtsmotivierter Gewaltdelikte aufmerksam machen. Auch wenn wir über Angriffszahlen sprechen – hinter jeder Zahl stehen Menschen und ihre Schicksale. 164 Betroffene von rechter Gewalt sind 164 zu viel“.
Hier geht es direkt zum Hintergrundbericht Monitoring B.U.D. Bayern 2023.
Über B.U.D.: B.U.D. ist die unabhängige Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Bayern. Wir stehen Betroffenen, ihrem Umfeld sowie Zeug*innen rechter Angriffe zur Seite. Unsere Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. Zudem klären wir über rechte, rassistische und antisemitische Gewalt auf und dokumentieren entsprechende Übergriffe und Vorfälle in Bayern.
Pressekontakt: Ruby Parker, E-Mail: pr@bud-bayern.de, Tel.: 015201640912
„Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.“
1 Das Monitoring der Beratungsstelle arbeitet mit einem klar definierten Angriffsbegriff, der (versuchte) Tötungen, Körperverletzungen, Brandstiftungen, Bedrohungen und massive Sachbeschädigungen mit einer rechten Tatmotivation zählt. Die Erfassungskriterien entsprechen den gemeinsamen Richtlinien des Dachverbands aller Beratungsstellen für Betroffene rechter Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland, VBRG (https://verband-brg.de/ueber-uns/#monitoring) und orientieren sich am polizeilichen Erfassungssystem der politisch motivierten Gewalt – rechts. Die Zahlen beziehen sich auf Gesamtbayern jedoch ohne das Stadtgebiet München. Für das Stadtgebiet München liegt die Zuständigkeit der Erfassung und Beratung bei der Beratungsstelle BEFORE.
Downloadbereich
- Hintergrundbericht Monitoring B.U.D. Bayern 2023
- Pressemitteilung Beratungsstelle B.U.D. veröffentlicht erstmals Zahlen zu rechten Angriffen in Bayern