Chronik rechter Gewalt.

Die Grundlage der bayernweiten Chronik bilden Vorfallsmeldungen, Mitteilungen verschiedener Kooperationspartner, sowie eine regelmäßige Auswertung von Zeitungen, Polizeimeldungen und Internetquellen. Darüber hinaus finden auch Vorfallsschilderungen von Beratungsnehmer*innen hier Platz, sollte das gewünscht sein.

Die Chronik ist unvollständig. Sie enthält lediglich die Vorfälle rechter Gewalt in Bayern, die B.U.D. bekannt wurden. Grundsätzlich gelten für die Chronik die gleichen Erfassungskriterien wie für die Statistik, die B.U.D. führt. Darüber hinaus können auch Beschimpfungen, Schmierereien und einfache Sachbeschädigungen Eingang in die Chronik von B.U.D. finden, wenn von einer rechten Tatmotivation auszugehen ist und eine bestimmte Entwicklung rechter Strukturen dadurch deutlich wird.

Vorfälle rechter Gewalt, bei denen die Betroffenen eine Veröffentlichung nicht wünschen, werden in dieser Chronik auch nicht öffentlich gemacht. In unserer Jahresstatistik werden hingegen alle erfassten Fälle rechter Gewalt einfließen.

Neben der bayernweiten Chronik von B.U.D. findet sich unter www.muenchen-chronik.de eine dezidierte Sammlung aller in München bekannt gewordener Vorfälle rechter Angriffe, Aktivitäten und Diskriminierungen. Bei der München-Chronik handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der FIRM, a.i.d.a. und BEFORE. Darüber hinaus gibt es ein bayernweites Monitoring von antisemitischen Vorfällen durch RIAS Bayern. Die entsprechende Chronik von RIAS Bayern findet sich hier.

Hinweis: Die Chronik versucht keinen zeitlich chronologischen Überblick zu geben, da es oftmals mehrere Monate oder gar Jahre dauert, bis uns bestimmte Vorfälle rechter Gewalt bekannt werden. Daher ist die Chronik nach Einstelldatum sortiert. Im jeweiligen Chroniktext selbst steht jedoch das entsprechende Vorfallsdatum. Hierdurch wird deutlich, wie lange es manchmal dauert, bis wir von einzelnen Vorfällen erfahren.

Rassistische Beleidigung im Zug

Die Betroffene saß am 14.09.2025 mit ihrer 8-jährigen Tochter im Zug der DB, als ein ihr unbekannter Mann sie auf Russisch ansprach. Er beleidigte sie rassistisch sowie antimuslimisch und forderte sie auf, das Land zu verlassen. Die Betroffene verstand, was der Mann sagte, da sie ebenfalls Russisch spricht. Da die Betroffene und der Täter im selben Ort leben, werden sie sich womöglich weiterhin begegnen. Die Betroffene erstattete Anzeige.

Quelle: Betroffene

Rassistischer Angriff auf eine Joggerin

Am 21.07.2025 war eine Joggerin östlich des Auensees unterwegs, als sie auf einen unbekannten Radfahrer traf, der die Frau beim Aufeinandertreffen unvermittelt rassistisch beleidigte. Weitergehend spuckte er der Betroffenen ins Gesicht und versuchte mit einem Stock nach ihrem Hund zu schlagen. Anschließend floh er mit seinem Fahrrad.

Die Kriminalpolizei Erlangen leitete entsprechende Ermittlungen ein und bittet um Hinweise zur Ergreifung des Täters.

Quelle:

Polizeimeldung
https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/088503/index.html

Rechte Symboliken und bedrohliche Provokationen im Jugendtreff

Mitarbeitende eines Jugendtreffs finden nach dem Wochenende vom 01.08. – 03.08.2025 neben dem Haupteingang die – vermutlich mit einem Sturmfeuerzeug eingebrannte – Jahreszahl 1945 sowie ein Hakenkreuz und den Namen einer Mitarbeiterin an der Hauswand.

Die gleichen Symboliken und der Name wurden auch in einem Holztisch bemerkt, der sich auf dem Vorplatz des Jugendtreffs befindet; ebenfalls eingebrannt. Die Mitarbeitenden vermuten, dass es jugendliche Besucher*innen des Jugendtreffs sein könnten, da es am 01.08.2025 tagsüber im Treff noch ein Gespräch zu rechten und verfassungswidrigen Symboliken und der Strafbarkeit u.a. des Hitlergrußes gegeben habe. Das Team vermutet daher eine persönliche Provokation der Mitarbeiterin und sieht das Wohlbefinden und die Sicherheit einiger Jugendtreff-Besucher*innen und der Mitarbeitenden in Gefahr.

Quelle: Betroffene Mitarbeiterin

Allgäuer Festwoche 2025 – rechte Gewalt in Kempten

Während der Allgäuer Festwoche 2025 (10.-11.08.2025) kam es erneut zu mehreren rechten Straftaten. Unbekannte spielten unter anderem das verbotene Horst-Wessel-Lied ab und riefen mehrfach NS-Parolen wie „Sieg Heil“. In einem Fall wurde ein Anwohner mit einer Glasflasche beworfen, nachdem er eine Person angesprochen hatte – mutmaßlich in Verbindung mit verfassungswidrigen Parolen. Der Anwohner konnte der Flasche knapp ausweichen. Die Polizei ermittelt aktuell wegen mehrfacher Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole sowie wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Das selbstverwaltete Jugendzentrum react!OR, das bereits im Vorjahr gezielt attackiert wurde, war auch dieses Jahr wieder von einzelnen Vorfällen betroffen.

Ergänzung zum Horst-Wessel-Lied:
„Horst Wessel war Sturmführer der SA, der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, Verfasste das nach ihm benannte Lied, das nach seinem Tod zur Hymne von Hitlers Partei, später gar zur zweiten Nationalhymne des Nationalsozialismus wurde. Nach seiner Tötung durch Mitglieder der KPD wurde Wessel von der NS-Propaganda zum »Märtyrer der Bewegung« stilisiert.“ (Quelle: Allgäu ⇏ rechtsaußen)

Quelle:

Allgäu ⇏ rechtsaußen
https://allgaeu-rechtsaussen.de/2025/08/26/kempten-allgaeuer-festwoche-ns-hymne-hitlergruesse-und-angriff-auf-anwohner/

Süddeutsche Zeitung
https://www.sueddeutsche.de/kultur/ns-mythos-horst-wessel-der-saenger-des-herrenvolkes-1.908564

Rassistische Bedrohung – milde Strafe sendet fatalen gesellschaftlichen Impuls

Ein 35-jähriger Ex-Soldat bedrohte in einem Regionalzug mehrere Menschen rassistisch und mit einem Messer, skandierte NS-Parolen und zeigte laut Zeug*innen den Hitlergruß. Die Aussagen der Betroffenen und Smartphone-Aufnahmen belegen eindeutig rassistische Hetze und Gewaltandrohungen. Dennoch wurde er vom Amtsgericht Hof lediglich zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Richterin und Verteidigung sprachen ihn beinahe frei von Schuld – mit Verweis auf eine vermeintlich „kurze Zündschnur“, Alkohol, Cannabis und eine posttraumatische Belastung nach seinem Afghanistan-Einsatz. Die Gewalt wurde verharmlost, entpolitisiert und die Perspektive der Angegriffenen spielte kaum eine Rolle. Statt klare Grenzen gegen Rassismus zu ziehen, sendet das Urteil ein gefährliches Signal: Rechte Gewalt wird entschuldigt, Betroffene bleiben ungeschützt – und der Rechtsstaat relativiert seine eigene Verantwortung.

Quelle:

Frankenpost
https://www.frankenpost.de/inhalt.volksverhetzung-in-regionalzug-afghanistan-veteran-soll-auslaender-bedroht-haben.312241ea-fc39-4fcc-92d7-fb7ea756ce7e.html

Angriff bei Konzert – Versengold-Sänger bei Anti-Rechts-Song mit Gegenstand beworfen

Beim Schlosshof Festival in Höchstadt wurde der Sänger der Band Versengold am 22.08.2025 während eines Songs gegen Rechtsextremismus mit einem metallenen Feuerzeug beworfen. Der gefährliche Gegenstand verfehlte Malte Hoyer knapp – ein gezielter Wurf während der Anmoderation des Songs „Braune Pfeifen“, der sich explizit gegen rechte Ideologien richtet.

Der Angriff stellt eine Einschüchterung dar, die nicht nur die Künstler, sondern auch ihr Publikum trifft und ein beunruhigendes Signal an jene sendet, die sich öffentlich gegen Rechtsextremismus positionieren. Trotz der potenziellen Gefahr begegnete die Band dem Vorfall mit Kreativität: Das Wurfgeschoss soll versteigert und der Erlös an eine antirassistische Initiative gespendet werden.

Quelle:

Nordbayern // Verlag Nürnberger Presse
https://www.nordbayern.de/franken/hoechstadt/bei-song-gegen-rechtsextremismus-sanger-mit-gefahrlichem-gegenstand-beworfen-so-reagiert-die-band-1.14813178

Antisemitische Angriffe auf dem Heimweg

Die Betroffene war mit ihrem Sohn im Rahmen der Demonstration „Run for their lives“ in Nürnberg unterwegs. Die Veranstaltung lief soweit störungsfrei. Die Betroffene trug die Israelfahne sichtbar um die Schultern und auch mehrere Ketten mit den Davidstern um den Hals. Auf dem Weg nach Hause, liefen die Betroffene und ihr Sohn von der U-Bahnhaltestelle in Richtung einer belebten Straße. Dort kamen unvermittelt zwei männliche Personen mit schnellen Schritten auf die beiden zu. Sie riefen: „F*** Israel!“ und bespuckten die Betroffene und ihren Sohn im Gesicht und Oberkörperbereich. Eine weitere Person kam dazu und forderte die Angreifer auf die Angriffe zu unterlassen und zeigte sich den Betroffenen gegenüber solidarisch. Die Betroffene rief umgehend die Polizei, welche jedoch nicht mit einer Streife kam, sondern sie aufforderten auf die Wache zu kommen, um Anzeige zu erstatten.

Sieben Tage später am 16.08.2025 erfolgte in Nürnberg ein weiterer antisemitischer Vorfall.

Die Betroffene war mit ihrem Sohn auf dem Heimweg von der jüdischen Gemeinde. Als zwei Personen ihnen an der Straße gegenüber standen und sie mit: „ F*** Israel! F*** Zionists!“ beleidigten. Die Betroffene hatte große Angst davor körperlich angegriffen zu werden und lief mit ihrem Sohn schnell weiter. Sie fasste allen Mut und fotografierte die beiden Männer, um dies der Polizei vorzulegen. Die Betroffene rief in der Polizeidienststelle an und wurde aufgefordert persönlich vorbeizukommen, da dies zu dem Zeitpunkt  telefonisch nicht möglich wäre. Am folgenden Tag erstattete sie persönlich Anzeige.

Quelle: Betroffene

Unbekannter bespuckt und beleidigt Gäst*innen rassistisch

Am 05.07.2025 sollte ein Mann eines Lokals verwiesen werden, nachdem er sich von Beginn an „unsittlich“ verhalten habe. Der Aufforderung sei er nicht nachgekommen. Stattdessen habe der Mann sowohl die Eigentümer als auch Gäst*innen bespuckt und rassistisch beleidigt. Er verletzte mehrere Personen leicht. Gegenüber der hinzugerufenen Polizei leistete er, nach Angaben der Polizei, massiven Widerstand.

Quellen:

OVB24 GmbH
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/polizeimeldungen/oberaudorf-mann-aus-oesterreich-rastet-in-pizzeria-aus-fuenf-polizisten-muessen-ihn-zur-raeson-bringen-93819702.html

Jugendliche werden von einer Gruppe rechter Jugendlicher verfolgt und bedroht

Eine Gruppe von insgesamt vier Jugendlichen (14-16 Jahre alt) lief durch den Park Schöntal in Aschaffenburg, als sie einer Gruppe von ca. neun Jugendlichen (vermutlich zwischen 12-16 Jahre alt) begegneten und unvermittelt drohend angesprochen wurden. In Folge des aggressiven und einschüchternden Auftretens fielen menschenfeindliche und explizit queer-feindliche Beleidigungen in Richtung der vier Jugendlichen. Die Situation spitze sich weiter zu und die Angreifer stellten sich der betroffenen Gruppe in einem Halbkreis drohend gegenüber. Einer der Angreiferinnen fing zudem an die Betroffenen zu schubsen und an den Schultern zu packen. Die betroffene Gruppe konnte sich erst durch den Zutritt in das alternative Veranstaltungszentrum „Stern“ aus der Situation retten.

Quelle: Betroffene

Rassistische Beleidigung, Bedrohung und Angriff des Nachbarn auf dem Campingplatz

Auf einem Dauercampingplatz im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim haben der Betroffene, sein Partner und seine Familie jeweils Stellplätze. Der unmittelbare Nachbar war bereits in der Vergangenheit mehrmals wegen rassistischer Aussagen aufgefallen, wobei er jedoch nie den Betroffenen direkt adressierte. Am Abend des 05. Juni 2025 hat der Nachbar sich während eines Fußballspiels – zu Zeiten der Nachtruhe – sehr laut verhalten, was den Betroffenen vom Schlafen abhielt. Er beschloss daher den Nachbarn zu konfrontieren und darum zu bitten, sich leiser zu verhalten. Dieser begann jedoch unvermittelt damit, den Betroffenen anzuschreien, ihm zu drohen und ihn rassistisch zu beleidigen. Der Betroffene konfrontierte ihn mit seinem Verhalten und wurde daraufhin von dem Nachbarn geschubst und nach einem weiteren verbalen Austausch plötzlich ins Gesicht geschlagen.

Unter Schock stehend informierte der Betroffene seinen Partner, welcher dann die Polizei rief. Sowohl die Beamten als auch der Partner des Betroffenen, trafen am späten Abend auf dem Campingplatz ein. Auch vor den Beamten beleidigte der Nachbar den Betroffenen weiter. Eine Ermahnung durch die Polizei hielt den Nachbarn jedoch nicht von weiteren Beleidigungen ab. Weitergehend fühlte sich der Betroffene von den Beamten nicht wirklich ernstgenommen, da diese die Situation herunterspielten, indem sie beide Personen als gleichwertige „Unruhestifter“ darstellten und damit drohten, einen der beiden mitzunehmen, sofern jetzt keine Ruhe einkehre.

In Folge dieses Angriffs hat der Betroffene nun Angst, vor Ort auf dem Campingplatz alleine zu sein und am Wohnwagen des Nachbarn vorbeizugehen. Außerdem leidet er seither unter extremer Schlaflosigkeit.

Quelle: Betroffener